Was kann ein Hörgeräusch auslösen?

Es ist wichtig, zu wissen, dass Tinnitus ein Symptom und keine eigenständige Krankheit ist. Das bedeutet, dass die unterschiedlichsten Erkrankungen zum Auftreten oder Fortbestehen eines Ohrgeräusches führen oder zumindest dazu beitragen können.

In den allermeisten Fällen geht mit der primären Entstehung des Ohrgeräusches eine Einschränkung der Hörfähigkeit einher. Diese Hörverschlechterung muss nicht als solche wahrgenommen werden oder bildet sich sehr rasch wieder zurück und nur das Ohrgeräusch bleibt bestehen.
Prinzipiell geht man davon aus, dass es bei der Tinnitusentstehung zu einem Ungleichgewicht zwischen erregenden und hemmenden Aktivitäten im Bereich des Innenohres oder der Hörbahn kommt, wobei eine Minderduchblutung mit dem resultierenden Sauerstoffmangel einer der wichtigsten Faktoren in der Entstehung des Tinnitus ist. Welche Regel- und Hemmmechanismen bzw. welche molekularbiologischen Veränderungen daran genau beteiligt sind, ist noch nicht restlich geklärt.

Was man weiß, ist, welche Erkrankungen bzw. Ursachen an der Entstehung des Tinnitus beteiligt sein können:
Erkrankung des äußeren Ohres, des Mittelohres oder des Innenohres: Praktisch jede Erkrankung des Ohres kann zu einem Ohrgeräusch führen. Die Erkrankungen können entzündlich (z.B. Mittelohrentzündung), traumatisch (z.B. Felsenbeinfraktur, Lärmtrauma), degenerativ (z.B. Otosklerose, Alterung, chronischer Lärmschaden) oder tumorös (z.B. Akustikusneurinom, Meningeom) sein.
Neurologische Erkrankungen: Erkrankungen wie Gehirn- und Gehirnhautentzündungen, Multiple Sklerose, apoplektische Herde oder Hirntumoren können als Leit- oder Begleitsymptom einen Tinnnitus haben.
Internistische Erkrankungen: Virale und bakterielle Infektionen, Bluthochdruck und andere Gefäßerkrankungen sowie Autoimmunerkrankungen können eine wesentliche Rolle spielen.
Nebenwirkung von Medikamenten: Man geht davon aus, dass diese wesentlich seltener sind als allgemein angenommen. In den allermeisten Fällen bilden sich Hörverschlechterung und Tinnitus nach Absetzen der Medikamente wieder zurück. Tatsächlich bewiesen sind irreversible bleibende Höreinschränkung und Tinnitus nur für einige Chemotherapeutika und bestimmte Antibiotika.
Halswirbelsäule, Kiefergelenk: Sowohl Erkrankungen der Halswirbelsäule als auch des Kiefergelenks sind ein wesentlicher Faktor in der Entstehung und der Therapie von neurootologischen Erkrankungen wie Tinnitus, Hörsturz, Schwindel.
Psychogene Ursachen: Rein psychogene Ursachen gehen im Gegensatz zu den meisten anderen Ursachen sehr oft mit komplett unauffälligen Ohrfunktionen und Hörprüfungen einher.

In den meisten Fällen kann nicht die eine Ursache für den Tinnitus gefunden und beseitigt werden, sondern es handelt sich vielmehr um ein Zusammentreffen mehrerer Faktoren. Entsprechend umfangreich und individuell muss ein therapeutisches Konzept sein, wenn es zum Erfolg führen soll.